Blutdruck - DocCheck Flexikon (2025)

Abkürzung: RR (nach dem Erfinder der apparativen Blutdruckmessung Scipione Riva-Rocci)
Englisch: Blood pressure

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Definition
  • 2 Hintergrund
  • 3 Einteilung
    • 3.1 ...nach Herzphase
    • 3.2 ...nach Messbedingung
  • 4 Messung
    • 4.1 Messwert
    • 4.2 Messfehler
  • 5 Referenzbereiche
  • 6 Regulation des Blutdrucks
    • 6.1 Kurzfristige Regulation
    • 6.2 Mittelfristige Regulation
    • 6.3 Langfristige Regulation
  • 7 Quellen
  • 8 Weblinks

Definition

Der Blutdruck, kurz auch RR, ist der Druck, der in einem bestimmten Abschnitt des kardiovaskulären Systems herrscht. Im klinischen Sprachgebrauch ist damit meist der arterielle Blutdruck in den großen Arterien gemeint.

Hintergrund

Der Blutdruck kann in verschiedenen Abschnitten des Gefäßsytems gemessen werden. Klinisch ist häufig nicht nur der arterielle Blutdruck, sondern auch der Blutdruck in anderen Gefäßabschnitten relevant, z.B.

  • Pulmonalarteriendruck: Druck in der Arteria pulmonalis
  • Pfortaderblutdruck: Druck in der Vena portae (Lebervenenverschlussdruck)
  • Zentralvenöser Druck: Druck im zentralen Venensystem
  • Kapillärer Blutdruck: Druck in der Endstrombahn der Blutkapillaren

Die folgenden Angaben beziehen sich primär auf den arteriellen Blutdruck.

Einteilung

...nach Herzphase

  • Systolischer Blutdruck: höherer Wert, maximaler Blutdruckwert in der Herzauswurfphase (Systole)
  • Diastolischer Blutdruck: niedrigerer Wert, minimaler Wert in der Herzfüllungsphase (Diastole)

Um die Organperfusion besser einschätzen zu können, wird im Bereich der Intensivmedizin neben diesen beiden Werten auch noch ein dritter Wert, der mittlere arterielle Blutdruck (MAD) verwendet.

Der systolische Blutdruck wird durch die Auswurfkraft des Herzens erzeugt. Der diastolische Blutdruck wird bei verschlossener Aortenklappe v.a. durch das Blutvolumen und die Elastizität der Arterien (Windkesselfunktion) aufrecht erhalten. Lässt die Gefäßelastizität nach (z.B. bei Atherosklerose), so steigt zunächst der diastolische, später auch der systolische Blutdruckwert dauerhaft an.

...nach Messbedingung

  • Ruheblutdruck
  • Belastungsblutdruck

Messung

Die Blutdruckmessung kann auf zweierlei Weise erfolgen:

  • Blutige Blutdruckmessung: Ein Druckfühler wird direkt ins Blutgefäß gebracht und der dort herrschende Druck registriert
  • Unblutige Blutdruckmessung: Indirekte Messmethode mit Druckmanschette am Oberarm oder Handgelenk. Entweder akustisch über die Korotkoff-Geräusche oder pulsoszillometrisch

Klinisch ist die unblutige Methode am weitesten verbreitet, während die blutige Blutdruckmessung nur im Bereich der Intensivmedizin oder der klinischen Forschung eingesetzt wird.

HowTo-Video: Indirekte Blutdruckmessung

Messwert

Die Einheit des Blutdruckes ist "mm Hg" = Millimeter Quecksilbersäule. Eine gängige Abkürzung für den arteriellen Blutdruck ist RR, nach dem italienischen Internisten Scipione Riva-Rocci (1863 bis 1937), der das erste Quecksilber-Blutdruckmessgerät erfand und baute.

Messfehler

Die blutige Blutdruckmessung ist aufgrund der benutzten Sensoren sehr genau. Eine mögliche Fehlerquelle stellt hier jedoch das falsche Kalibrieren der zu benutzenden Geräte dar.

Bei der unblutigen (indirekten) Messmethode nach Riva-Rocci ist die richtige Einstellung der Manschettenbreite von großer Bedeutung: aufgrund der umgekehrt proportionalen Beziehung des Drucks zur Fläche hat eine zu breite Manschette eine zu niedrige, eine enge Manschette dagegen eine zu hohe Messung zur Folge.

Weitere Messfehler können durch das Vorhandensein einer auskultatorischen Lücke oder eine zu hohe Druckablassgeschwindigkeit bedingt sein. Diese Fehler können durch ein gleichzeitiges palpatorisches Bestimmen des systolischen Drucks beim Aufpumpen der Manschette sowie ein langsames Ablassen der Luft (3 mmHg/s) vermieden werden.

Trotz einer korrekten Messtechnik können situationsabhängig dennoch Werte gemessen werden, die für die tatsächlichen arteriellen Blutdruckwerte des Patienten nicht repräsentativ sind. Mögliche Ursachen sind z.B. das Vorhandensein eines Stuhl- oder Harndrangs oder die sog. Weißkittelhypertonie.

Referenzbereiche

Die Referenzwerte für den systolischen und diastolischen Blutdruck werden von der WHO wie folgt formuliert:

Bewertungsystolischer Wert (mmHg)diastolischer Wert (mmHg)
optimal< 120< 80
normal< 130< 85
hochnormal130-139
Hypertonie Grad 1140-15990-99
Hypertonie Grad 2160-179100-109
Hypertonie Grad 3≥ 180≥ 110

Die ESC-Leitlinie von 2024 wählt eine etwas andere Graduierung:[1]

Kategoriesystolisch (mmHg)diastolisch (mmHg)
Normaler Blutdruck< 120< 70
Erhöhter Blutdruck120–13970–89
Hypertonie≥ 140≥ 90

In beiden Einteilungen werden Blutdruckwerte über 140/90 mmHg Hypertonie genannt. Einen erniedrigten arteriellen Blutdruck bezeichnet man demgegenüber als Hypotonie. Häufiger, gefährlicher und damit klinisch relevanter ist die Hypertonie.

Regulation des Blutdrucks

Der Blutdruck in den Arterien darf sich nur in relativ engen Grenzen verändern, da sowohl durch einen zu hohen, als auch durch einen zu niedrigen Blutdruck einzelne Organe oder die Gefäßwände geschädigt werden können. Gleichzeitig muss der Blutdruck den wechselnden Belastungen des Körpers angepasst werden. Grundvoraussetzung für die Regulation des Blutdruckes ist die Kontrolle desselbigen durch Barorezeptoren. Diese befinden sich in der Wand der Aorta und anderer großer Arterien im Brust- und Halsbereich. Die wichtigsten liegen im Sinus caroticus.

Die Rezeptoren registrieren den veränderten Blutdruck durch die dadurch bedingten Veränderungen der Dehnung der Gefäßwände und vermitteln dies an die Medulla oblongata. Diese leitet nun Maßnahmen ein, um den Blutdruck zu senken oder zu steigern. Hierbei ist es wichtig, dass es unterschiedliche Maßnahmen gibt, die kurzfristiger oder längerfristiger wirken können. Neben den Barorezeptoren gibt es auch andere Faktoren, wie die Osmolarität des Blutes, die Einfluss auf den Blutdruck haben.

Kurzfristige Regulation

Durch das Signal der Barorezeptoren oder auch durch Dehnungsrezeptoren in den Herzvorhöfen wird in der Medulla oblongata der Sympathikus kontrolliert. Kommt es zu einem Blutdruckabfall erhöht sich die Aktivität des Sympathikus, was den Blutdruck wieder steigen lässt. Ebenso funktioniert es in umgekehrter Weise.

Mittelfristige Regulation

Hierbei spielen Rezeptoren, die die Durchblutung der Niere kontrollieren, eine große Rolle. Sinkt die Durchblutung, so wird vermehrt Renin freigesetzt, was eine Ausschüttung von Angiotensin II bewirkt. Dies bewirkt eine Verengung der Gefäße und lässt den Blutdruck steigen.

Langfristige Regulation

Die langfristige, aber auch trägste Regulation des Blutdruckes basiert auf der Änderung des Blutvolumens. Auch hier spielt die Niere eine große Rolle, da sie kontrolliert, wie viel Wasser mit dem Urin ausgeschieden wird. Steigt der Blutdruck an, so wird durch Druckdiurese vermehrt Wasser ausgeschieden, wodurch das Blutvolumen und damit auch der Druck sinkt. Dies wird durch ANP befördert, das durch den erhöhten Druck im Herzen ausgeschüttet wird. Sollte der Druck und das Volumen zu niedrig sein, so wird mittels ADH die Rückresorption von Wasser in der Niere gesteigert.

Quellen

  1. McEvoy JW et al.: ESC Scientific Document Group , 2024 ESC Guidelines for the management of elevated blood pressure and hypertension: Developed by the task force on the management of elevated blood pressure and hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and endorsed by the European Society of Endocrinology (ESE) and the European Stroke Organisation (ESO), European Heart Journal, 2024;, ehae178, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae178
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